Boe van Berg – zweites Studioalbum

  • Zielsumme: 15.000
  • Funding: 2.250
  • Supporter: 39
  • Daten aktualisiert am 09.05.15
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(Foto: Boe van Berg)
(Foto: Boe van Berg)

„Eine Band sollte immer Musik machen und am Besten immer mehr Musik als Profile der Netzwerke zu füttern und wir merken es ja gerade selber. Die Musik kommt im Moment definitiv zu kurz.“ – (Alexander Bödewig)

Im Gespräch mit Adrian Kehlbacher und Alexander Bödewig von der Dresdner Band Boe van Berg

Anders als beim ersten Studioalbum soll es für die zweite mehr Promo geben. Zur Finanzierung dieser können die Fans nun selbst aktiv werden. Steffen Peschel sprach mit Alexander und Adrian über ihr Crowdfunding und die Auswirkungen auf das Musikerleben.

Steffen: Hallo Alexander und Adrian, ich habe bis vor kurzem und insgesamt ca. 10 Jahre in Dresden gelebt und noch nie von Boe van Berg gehört. Bevor wir aber dazu kommen, stellt Euch doch bitte mal kurz vor. Wer seid ihr und was macht Ihr?

Alexander: Ich schreibe bei Boe van Berg die Songtexte und bin Sänger der Band. Am 1 April 1982 bin ich in Sangerhausen zur Welt gekommen. Ich habe einen Bruder und meine Eltern unterstützen die Musik seitdem ich singen kann. Mein Vater spielt auch schon sein Leben lang in Bands, daher wahrscheinlich auch der Bezug zur Musik.

Adrian: Ich komponiere die Musik bei der Band und spiele in Bandbesetzung den Bass und wenn wir als Duo unterwegs sind die Gitarre. Ich komme aus der Kleinstadt Nordhausen am Harz, wohne aber seit 10 Jahren, mit kurzen Unterbrechungen in Leipzig, in der schönen Stadt Dresden.

Musik mache ich seit der ersten Klasse, erst klassisch im Orchester am Cello und Kontrabass und danach als mich Nirvana und Co. und später der Jazz gepackt haben, habe ich E-Bass/Kontrabass studiert. Boe van Berg ist die Band wo ich meine Popader in jeglicher Hinsicht ausleben kann.

Steffen: Dass ich euch bisher noch nicht gehört habe, sagt natürlich nichts aus, aber mal allgemein: Was sollte denn eine Band heutzutage machen, um gehört zu werden? Gute Musik allein scheint nicht zu reichen.

Alexander: Doch, ich glaube das ist es. Die Musik sollte fürs Erste immer reichen. Alles andere ergibt sich und wird vom Tatendrang der einzelnen Protagonisten geleitet. Eine Band sollte immer Musik machen und am Besten immer mehr Musik als Profile der Netzwerke zu füttern und wir merken es ja gerade selber. Die Musik kommt im Moment definitiv zu kurz. Auf irgendeine Art und Weise macht das auch ein bisschen unglücklich. Aber wir haben uns fest vorgenommen ein wenig geschäftiger zu sein, als nach der Erscheinung von unserem Album “Momentaufnahmen” aus dem Jahr 2012. Da haben wir nämlich gänzlich darauf verzichtet die Promokeule zu schwingen. Wir hatten das Album, einige Konzerte vorraus und wir freuten uns wie kleine Schneekönige darüber. Uns lag die Welt zu Füßen und mit der ersten eigenen CD in der Hand, fächerten wir uns frische Luft zu. Ein schönes Gefühl. Und das hat ganz allein die Musik gemacht.

Steffen: Ihr seid nicht die erste Band, die versucht noch enger mit den Fans zusammen zu rücken. Crowdfunding steht für Musiker eindeutig hoch im Kurs. Verändert Crowdfunding die Musikkultur und deren Produktionsprozesse wesentlich oder beschränkt sich auf die Finanzierung? Also, ist Crowdfunding “nur” der vorgezogene Verkaufsprozess oder verändert das noch mehr?

Alexander: Wenn Crowdfunding gelingt, ist es natürlich ein vorgezogener Verkaufsprozess. Du weißt wieviele Leute deine Platte kaufen werden oder besser, sie haben sie ja schon gekauft und mit diesem Geld kannst du ja die Platte auch erst mal realisieren. Unsere Platte ist ja schon realisiert. Die Musik ist fertig aufgenommen und wir wollen mit der Crowdfundingaktion ja mehr oder weniger die ganze Promo finanzieren. Musikvideos, kosten eine Menge Geld und sind aber auch nur Promo. Eine Tour sollte man dann spielen, aber ich schweife schon wieder ab. Verändern wird es die Musikkultur nicht, das haben andere Sachen gemacht und das ist auch gut so. Technischer Einfluss, die Kommunikationsebenen verändern sich ständig und man wird eben nicht um ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit herumkommen. Aber die beste Arbeit in der Öffentlichkeit ist nun mal das Spielen. Eine Band sollte immer Musik machen.

Steffen: Für 250,- € komponiert ihr den “eigenen Song”. Eine Person hat dieses Dankeschön auch schon ausgewählt. Mal abgesehen davon, dass das ganz schön günstig wirkt, es ist viel (immerhin potentiell 10 Songs), was ihr Euren Fans an Mitbestimmungsrechten einräumt. Was ist Euer Maß, wie weit kann und sollte man dabei gehen?

Alexander: Die 250,00 Euro für einen “eigenen Song” haben wir uns auch 5 mal überlegt. Diese Songs werden aber auch nicht auf dem Album erscheinen, das nicht. Steht das etwa nicht deutlich genug in den Dankeschönerklärungen auf startnext.com/boevanberg? Damit wollten wir Anreize schaffen und müssen ja auch einen Haufen Geld einsammeln. Und vielleicht ist das ja für den ein oder anderen auch eine schöne Geburtstagsüberraschung? Frank Zander hat das auch schon gemacht. Und der Song war noch günstiger. Ich glaube der hat 50 D Mark gekostet. Und bei uns hat es ja auch schon funktioniert. Es wird so sein, dass wir, der oder demjenigen, einige schriftliche Fragen stellen, die er oder sie dann beantworten sollte. Daraus bauen wir dann einen Song. Das ist so ein bisschen das .“sag mir mal drei Wörter“ Prinzip ..und dann geht’s eben los. Das machen wir auch nur weil wir schon lange genug Songs schreiben und wenn die Schreibblockade nicht gerade ruft, dann ist auch alles im Lot. Die Fragen helfen aber schon ungemein um einen Song zu schreiben. Zumindest für ein Thema reicht es auch und das ist sehr wichtig. Ob wir den Geschmack dann treffen? Vielleicht, aber es ist auf jeden Fall witzig. Jetzt aber zur Frage. Das Mitbestimmungsrecht sollte immer bei der Band bleiben. Man sollte immer das tun, hinter dem man auch selber steht, egal was wer von außen sagt. Einflüsse von außen sind wichtig, aber man darf nicht das machen was die Fans wollen, denn dann kannst du sie immer wieder überraschen und sie bleiben dir treu. Das ist wichtig.

Steffen: Eure Zielgruppe beschreibt Ihr als “Vierzehnjährige Mädchen aber auch 57 jährige Truckfahrer”. Nun kann ich mir nicht vorstellen, dass diese beiden eine gute alte Schallplatte wollen. Wer ist denn Eurer Meinung nach derjenige, der konkret eine Boe van Berg Schallplatte haben will?

Alexander: Das ist eine lustige Frage. Wir wissen selber nicht wer die Schallplatte kauft. Wohl eher der Truckfahrer, als das 14 jährige Mädchen. Ich denke mal so, der Truckfahrer hat sich zu Hause sein kleines Soundreich geschaffen und haut gelegentlich die guten alten Vinyl von Gunter Gabriel drauf um mit der Mutti Reunion zu feiern. Da kommt unsere Platte bestimmt auch gut. Sie ist hart und zart zugleich. Wie die Liebe eben so ist. Das 14 jährige Mädchen hat in der Zwischenzeit einen Song unseres Albums zu ihrer neuen Spotify“Soundtrack of my Life“ Library hinzugefügt und zitiert Songtexte auf Facebook.

Steffen: Wo kann man Euch als nächstes live erleben?

Alexander: Wir spielen am 18.04.2015 in Berlin in der Linnen Cafe Bar. Das ist ein Konzert in Akustikduoformation für „Ärzte für Madagaskar“.

Steffen: Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt meine Fragen zu beantworten.

Das Interview führte Steffen Peschel, Kulturmanager und Crowdfunding-Berater aus Dresden und Leipzig.

“Und ganz generell bedeutet Crowdfunding halt kommunzieren: Nach außen mit den potentiellen Unterstützern, mit den Unterstützern im Projekt aber auch nach innen als Band oder Label, was Ziele sind und wie sie umgesetzt werden können.” - (Andreas Bischof)

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